Zum Scooterteam oder den Scooter Chaisen sind wir eigentlich durch Zufall gekommen: Kurz nach Karneval ist ja bekanntlich immer kurz vor Karneval und wir waren in der Überlegung, was ´wir denn im nächsten Jahr im Zug machen wollen. Wir, das war eine kleine Gruppe nicht organisierter Karnevalisten, hauptsächlich Klaus Siebertz und meine Wenigkeit nebst (Ex)Frau Marianne. Natürlich auch unsere Tochter Nathalie, damals knapp vier Jahre alt. Wir hatten im vergangenen Zug  ein Kinderkarussell mit Holzpferden gezeigt.

"Papa, mach doch mal Autoscooter", plapperte Nathalie munter drauf los. Und wusste wohl kaum, was sie damit angerichtet hatte. Die Idee war geboren, nur woher bekommt man einen Autoscooter? Die Schausteller Familie Eylart in Dierdorf war der erste Anlaufpunkt. Die Frage des Herrn Eylart war einfach, nachdem ich nach ein oder zwei alten Chaisen gefragt hatte. Watt willste denn damit? Ich: umbauen für Karneval, Benzinmotor! Herr Eylart: Watt biste denn von Beruf? Ich: Elketriker! Herr Eylart: Datt schafftste NIE! Hann schon vill probiert un noch nie hätt datt einer hinjekrisch!

Herr Eylart hat uns dann aber doch einen fairen Preis gemacht und wir haben frohen Mutes zwei ausgemusterte Ihle Elektroscooter ES-SE Baujahr 1967 nach Linz in die Bunte Stadt verfrachtet. So fing das an. Zunächst haben wir mal alles auseinandergeschraubt, gereinigt und entrostet. Mit ein paar Leuten und unendlich vielen Stunden haben wir getüftelt und schließlich einen Zündapp Bergsteiger Motor (wegen der Luftkühlung) eingebaut. Was da alles dazu gehört: Schaltung, Kupplung, Gas und Bremspedal, Tank, Räder, Lenkung - kurz - es war ein kompletter Fahrzeugbau erforderlich. Oft haben wir an die Worte von Herrn Eylart gedacht. Aber das gab auch immer wieder frischen Mut.

Und im nächsten Rosenmontagszug war es dann endlich so weit: Zwei Autoscooterchaisen rollten knatternd und stinkend durch die Linzer Innenstadt. Jedenfalls teilweise selbständig, teilweise geschoben oder zwischendurch mal schnell umgedreht und nachgeschraubt.

In den folgenden Jahren wurden die Scooter jedes Jahr im Karnevalszug eingesetzt. Teilweise mit Anhängern und jedes Jahr wurde etwas optimiert und verbessert. So lief das viele Jahre. 1991 gründeten wir den eingetragenen verein Scooter Team Linz e.V. So richtig mit Satzung und zum fünfjährigen Bestehen wollten wir sogar einen Auftritt auf der Linzer Sitzung machen. Klar - einfach kann jeder. Es sollte auch was besonderes werden. Starligt Express! Eigentlich genauso unmöglich wie einen Autoscooter auf die Straße zu bringen. Aber davon schreibe ich wo anders.

Durch die Golfkriese fiel der Karneval 1991 aus und wir begleiteten den Prinzen Alfons I. im Sommerkarneval nach Pornic. Natürlich mit zwei Autoscootern im Gepäck - 1000km bis an den Atlantik. Ein paar Jahre später erfolgte ein weiterer Besuch.

So ging das immer weiter bis dass ich 2013 keine Lust hatte im Karnevalszug mitzufahren. Ich bot meinem Freund Willi an den meinen Scooter zu fahren. Der freute sich und ging gerne auf den Vorschlag ein. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf....

Der Willi hat Blut geleckt und als BMW Fan wollte er gerne einen Ihle BMW haben. Sehr schwer dran zu kommen, aber wir haben es geschafft. Und so stand dann ein paar Monate später ein weiteres Restaurationsobjekt an. Der Willi baute seinen BMW auf - und was für einen! Kartmotor - Metalliclackierung - ein Prachtstück!. Da blieb mir gar nichts anderes übrig als die 1986 restaurierte Chaise einer Generalüberholung zu unterziehen. Also nochmals alles auseinander und durchrestaurieren. Antrieb und Fahrwerk konnten bleiben. Achja, ein Kindermotorrad der Firma Emmeln hab ich zwischendurch auch noch restauriert.

Derweil arbeitete der Willi wohl Tag und Nacht an seinem BMW Projekt, jedenfalls war die erste Probefahrt an Weiberfastnacht 2014.

Unterdessen waren die anderen Scooterer nicht untätig. Unter Thomys Leitung wurde ein großer Scooter im Maßstab 1:1,87 und ein richtiger Bagagewagen gebaut. Kassenhäuschen, Musikanlage und der unvollendete Scooter von Fred wurde nebenher auch noch fertiggestellt.

Rosenmontag lief das Scooterteam also mit Bagagewagen, vier Autoscootern, einem Kindermotorrad und dem neuen Prunkwagen auf. Eine neu formierte Truppe die sich sehen lassen kann.

Während der Willi sich den zweiten BMW für seine Liebste gekauft hatte, fand ich einen Alfa aus dem Jahre 1960 durch Zufall im Internet für Angela. Willis BMW in M Lackierung fuhr 2015 erstmals im Rosenmontagszug mit, die Alfa Chaise braucht etwas länger, aber die kommt. Der Willi hat jetzt seinen dritten BMW und der soll noch besser als die beiden vorher werden. Wir werden den wohl 2016 erstmals sehen.

Ja - und da sind dann durch Zufall auch noch sieben Mercedes Chaisen aufgetaucht, drei davon sind in der Bearbeitung.

2016 wird das 30 jährige Scooter Team Jubiläum gefeiert. Und dann werden bestimmt noch mehrScooter durch die Stadt fahren! Und im August 2016 werden wir nochmals an die Atlantikküste reisen und mit den französischen Freunden den Sommerkarneval feiern. Natürlich auch wieder mit mehreren Autoscootern.